Das Glück, beim Dirigieren beachtet zu werden...

Jeder von Euch kennt das: ein bekanntest Stück wird in der Probe wiederholt und jeder singt im "normalen" Tempo, was er für sich abgespeichert hat....

Wenn ihr Euren Chor zu mehr Aufmerksamkeit aufs Dirigat erziehen wollt, müsst ihr die Sänger überraschen - und die belohnen, die nach vorne schauen. Ich habe schon öfter vorne Grimassen gemacht, z.B. a la "Louis de Funes" pantomisch Geige gespielt, Tanzbewegungen imitiert oder (die humorloseste Variante) einfach stur in meinem Tempo weiter dirigiert. Da es zum Glück doch immer zwei bis drei Leute gibt, die versuchen, nach Dirigat zu singen, fällt ziemlich bald der Chorgesang auseinander und die Sänger werden aufmerksam, dass da etwas nicht stimmt.

Jetzt kommt das Wichtigste: in diesem Moment dürft ihr nicht einfach noch einmal von vorne im richtigen Tempo beginnen. Das ist zu langweilig und absehbar und wird so auf Dauer keinen Effekt haben. Nehmt doch stattdessen mal ein viel zu schnelles Tempo! Der Chor wird vielleicht beim ersten Versuch noch erstaunt sein - aber spätestens jetzt springt der Wettkampfgedanke an (was ihr durchaus mit einer entsprechenden Ansagen unterstützen könnt!) und die Sänger wollen wissen, ob sie das Stück auch im doppelten Tempo singen können. Wenn ihr die nächste Strophe dann im halben Tempo singen lasst, habt ihr mehrere Dinge gleichzeitig erreicht:

- durch die übertriebenen Tempounterschiede wissen die Sänger nicht mehr sicher, welches denn nun das RICHTIGE Tempo ist

- im besten Falle haben sie sich selber zugehört und dabei "Unerhörtes" im bekannten Stück entdeckt und

- es lohnt sich wieder, den Chorleiter beim Dirigieren zu beachten!

Und wenn ihr jetzt noch das Glück, beachtet zu werden, bewusst von Eurem Gesicht strahlen lasst, werden sich die Sänger das nächste Mal von sich aus bemühen, nach vorne zu schauen.

 

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