Früher war alles besser! Zumindest der Probenbesuch...
Ist das so?
In meinen Chören kannst Du das behaupten, wenn es darum geht, dass immer die gleichen Leute vor dir sitzen. Allerdings macht mir als Leitung das nichts (mehr) aus, weil ich weiß, dass jeder, der fehlt, einen triftigen Grund hat und auch sehr gerne bei der Probe anwesend wäre!
Die Gründe sind vielfältig: in einem Chor gibt es viele Schichtdienstler, Studenten, Schüler und Arbeitende. Dort wird jeder einzelne Probentermin gedoodlet (->digital individuell abgefragt), damit überhaupt alle die Chance haben, mitzusingen. Daher ist der häufigste Grund, nicht zur Probe zu kommen, dass man arbeiten muss. Das kann man ja schlecht persönlich nehmen... ;-)
Beim anderen Chor sind inzwischen viele Großeltern dabei, die auch immer wieder spontan "Kinderdienst" übernehmen müssen. Und viele, die es können, nutzen die Zeit, wo keine Schulferien sind, für Urlaube. Dass viele versuchen, die Reisen so zu legen, dass sie möglichst wenige Proben verpassen, zeugt doch von ihrem Interesse!
Was kann ich als Chorleitung denn dan tun, wenn die Gründe, NICHT zur Probe zu kommen, doch so einleuchtend sind?
1. Gestalte die Probe so attraktiv, dass es den Abwesenden zumindest leid tut. Lacht viel, schafft viel - habt einen schönen Abend!
2. Gib den abwesenden die Chance, trotzdem noch mitzukommen im Probenverlauf. Probe also nicht nur EIN Stück, so dass es schon fast perfekt sitzt - sondern übe kleine Passagen aus allen Stücken, die in nächster Zeit gesungen werden. Das hat auch den Vorteil, dass die ChorsängerInnen einen Überblick über das bevorstehende Programm bekommen und die Vorfreude wächst. Und falls mal ein Stück dabei ist, dass man nicht so mag, freut sich derjenige, dass er auch noch andere Stücke proben darf.
3. Achte zusammen mit deinem Vorstand darauf, dass der Kontakt zu den Abwesenden gehalten wird (Nebensitzer, Stimmsprecher...) und derjenige mitbekommen kann, was er verpasst hat - und dass er auch vermisst wurde!
4. Macht regelmässig auch gesellige Zusammenkünfte. Nicht nur der Umtrunk nach der Probe - das wird vielen oft zu viel oder zu spät. Plant auch Halb- oder Ganztagsproben ein, wo zwischendurch zeit für Kontaktpflege ist, fahrt auf Chorfahrten oder macht einen Ausflug.
Fazit: Du hast zwar nicht mehr jede Woche dieselben Gesichter vor dir - aber das erleichtert auch, dass Du nicht in langweilige Routine verfällst. Mach das Beste daraus, begrüße die Veränderung als Einladung zu mehr Probenqualität und auch mehr Kontaktpflege innerhalb des Chores! Und mach Dir immer klar, dass die, die da sind, nicht aus Pflicht da sind, sondern aus freier Entscheidung! Und die, die nicht da sein können, das meist sehr bedauern...
Wenn Du jetzt vergleichst mit früher, wo man in den Chor gegangen ist, weil auch viel Gewohnheit und unterbewusstes Pflichtgefühl einen dazu gebracht hat - kannst Du da wirklich noch sagen: früher war alles besser?!?!
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