Alles bleibt anders

"Das einzig Stetige ist die Veränderung."

Wer kennt ihn nicht, diesen Satz. Und gerade in diesen Zeiten.

Und sicher kann ihn der ein oder andere schon nicht mehr hören, weil es scheinbar NUR NOCH Veränderung gibt und irgendwie früher alles so war wie immer.

Aber vielleicht können wir als Chorsingende uns darüber bewusst werden, dass wir alle Kompetenzen, die dafür nötig sind, dass wir gut in dieser Zukunft mit ihren schnellen Veränderungen und dem lebenslangen Lernen leben können, schon lange geübt haben!

 

Überlege Dir einmal, wieviel Flexibilität Du Woche für Woche, Jahr für Jahr, Deinem Chor abverlangst und auch Dir selbst!

Die Besetzung des Chores ändert sich ständig, sowohl in den Proben als auch dauerhaft. Die einzelnen Stimmgruppen müssen also damit klarkommen, dass sie mal in voller Besetzung sind und jeder nur so mitschwimmen muss - und in der nächsten Probe sind sie nur zu zweit und jeder ist maximal gefordert.

Dann müssen wir im Winter leichte Frühlingsliteratur singen, in der strahlenden Frühlingssonne Passionsstücke, in der Passionszeit Osterlieder und im goldenen Herbst inbrünstig Weihnachtsliteratur.

Wir proben in den Räumen, singen im Freien, proben sitzend und stehen dann ein ganzes Konzert lang.

Haben in den Proben gute Akkustik und die gewohnten Singnachbarn neben uns, hören uns beim Auftritt gegenseitig gar nicht und können uns wegen Platzmangels nicht wie gewohnt aufstellen. Die Chorleitung schaut in den Proben nur in die Noten oder sitzt gar hinter dem Klavier - und beim Konzert sind die Augen plötzlich auf die Singenden gerichtet.

Das Publikum applaudiert bei der Fermate über dem Trugschluß und verpasst die finalen Takte; sie klatschen mit und werden dabei immer langsamer oder es klingelt wie immer bei der ruhigsten Stelle irgendwo ein Handy...

 

Ihr könnt diese Gedanken sicher mit vielen lustigen Anekdoten noch ausschmücken und weiterführen (-> gerne auch hier unten in den Kommentaren!!)

Aber ihr ahnt auch, worauf ich hinaus will: wir haben allerhöchste Kompetenz, wenn es um Anpassungsfähigkeit geht!

Genauso könnte ich mich jetzt auch noch über den Wandel im Repertoire in eurer langen Chorgeschichte auslassen. Oder stell Dir vor, was ihr alles in eurer gemeinsamen Zeit schon an extra Aktivitäten gemacht habt! Was ihr früher für Rituale hattet, die heute fast komisch anmuten - oder was euch einfällt, das sich lohnen würde, wieder zu etablieren, was ihr aber im Laufe der Zeit einfach vergessen habt.

Erinnere Dich an die verschiedenen Sitzordnungen, die ihr schon ausprobiert habt; betrachte die Art und Weise, wie eure chorische Stimmbildung und eure Einsing-Routine sich entwickelt hat; welche Chorkleidung ihr habt, wieviele Diskussionen über Repertoire, Chorkleidung, Auftrittsorten, Pausendauer und -rituale, Probenzeit und -ort, Chorstrukturen und Ämter usw. ihr schon geführt habt.

Merkst Du was???

Unsere Chöre sind der Inbegriff von Zukunfts-Trainingsplätzen, von Veränderungskompetenz, von demokratischem Umgang!

 

Und wenn Dir bei meinen Aufzählung auch ein tiefer Seufzer entwichen ist - ja, es ist auch anstrengend!

Aber offensichtlich auch zielführend, sonst wärt ihr nicht alle noch im Chor beieinander. Offensichtlich gehören auch diese anstrengenden Bemühungen dazu, um zukunftsfähig zu bleiben!

Und immerhin seid ihr damit schonmal in Übung für alles, was die Zukunft im Chor und auch außerhalb noch so an Anforderungen zu bieten hat!

Daher mach Deinem Chor Mut und sprich überall darüber: "Zukunft ohne Veränderung kann und wird es nicht geben - und wir Choristi sind dafür bestens gerüstet und können mit unserer Veränderungskompetenz gerne weiterhelfen!"

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